Nachdem Manuel und Andrea hier die abenteuerlichen Erlebnisse ihres Umzugs an dieser Stelle veröffentlichen durften, halte ich es für angebracht, dass auch wir, die vielfach erwähnten und doch immer wieder vergessenen Katzen unser Wort an die Leserschaft richten dürfen. Da ich, Schnuppi, die einzig schreibkundige unter uns bin, fällt mir diese Aufgabe zu. Jedoch musste ich mir viel von dem folgenden Bericht von den anderen erzählen lassen, besonders auf die frühen Anzeichen reagierte ich persönlich nicht so sensibel. Da hat vor allem Denoy, dieser feinfühlige Kater viel Emotion für den folgenden Text beigesteuert.

Nun, es begann schleichend. Dass unsere zweibeinigen Mitbewohner ein bis zwei Mal im Jahr einige Zeit nicht mehr nach Hause kamen und dann komische Gerüche an ihnen hafteten, daran hatten wir uns gewöhnt gehabt. Nur Denoy machte immer wieder Theater, da er meinte, die kommen nicht mehr zurück. Wir konnten ihn aber immer alle gemeinsam etwas beruhigen. Im letzten Jahr reagierte Denoy aber wieder stärker, da ihm aufgefallen ist, dass unsere Menschenfreude nurmehr immer wieder gleich rochen nach ihrer Rückkehr und dass bei der Abreise sogar Möbel und andere Dinge aus unserem Haushalt verschwunden waren. Dann begannen sie wie wild, andere Sachen zu fotografieren und zu verschicken und gelegentlich kamen sogar Freunde von ihnen, die wir schon kannten und auch ganz Fremde zu uns nach Hause und nahmen die Sachen mit. Das war schon ganz seltsam.

Richtig merkwürdig ist es dann geworden, als lauter Kartonschachteln die Wohnung füllten. Das war zwar sehr spassig, wenn wir damit spielen konnten, doch nach und nach verschwand unsere ganze gewohnte Umgebung darin. Anstatt im oberen Stock schliefen wir plötzlich im Büro und als das Büro in einer Schachtel verschwunden war, zügelten wir ins Wohnzimmer. Gut – da war ich ohnehin am liebsten. Und Futti bekamen wir auch nach wie vor einigermassen pünktlich. Ich glaube, dass hat auch die anderen Katzen, die Veränderungen eigentlich gar nicht mögen, gut bei Laune gehalten. Sogar mein Sohn Wauwau ist nie lange weggeblieben.

Zum Schluss ging dann alles sehr plötzlich. Ein roter Bus fuhr vor und verschluckte die Hälfte unseres übrig gebliebenen Hausrats und der weisse Bus, mit dem wir schon vertraut waren, nahm den Rest in sich auf. Wir wurden in den Keller verfrachtet, was nun die Geduldsfäden von Denoy, Bibi, Mausi und Wauwau etwas zu arg strapazierte und sie mit Krawall und Protest reagieren liess – was wiederum mir sehr missfallen hat, da ich Ruhe und Gelassenheit vorziehe. Nach einer ungemütlichen Nacht wurden wir in aller Frühe ins kleine Auto verfrachtet, wo sich auch einiges verändert hatte: Zwischen uns und den Vordersitzen war ein Netz angebracht. Wie sollten wir da zur Frontscheibe hinausschauen können? Da machte es doch immer am meisten Spass! So war Autofahren immer sehr lustig, alle genossen wir es jeweils, Wauwau mal ausgenommen, der kriegt immer so klaustrophobische Anfälle. Aber jetzt? Naja, wenigstens war da eine Toilette, was auf eine längere Fahrt hindeutete und man muss es Andrea und Manuel auch lassen, dass sie sich Mühe beim gemütlich Einrichten gegeben hatten.

Ich für meinen Teil ergab mich der Situation und liess alles Neue über mich hereinbrechen, ich habe schon zu viel erlebt, als dass mich dies aus den Fellsocken gehauen hätte. Wauwau nahm sich offenbar auch an mir ein Beispiel und verkroch sich; erlebte das Folgende eher wie in einem Traum als wirklich real… Doch diese halbstarken Möchtegern-Rebellen Bibi, Mausi und Denoy wollten die Situation nicht einfach so hinnehmen. Autofahren ja, sagten sie, aber wenn, dann fahren wir vorne mit! Und so machten sie sich daran, dieses zum Feindbilde hochstilisierte Netz zu bearbeiten. Innert Kürze hatten sie ihr Ziel erreicht. Oder wie man’s nimmt: Am Ende gewannen sie damit lediglich eine Verzögerung des Ganzen und das Netz wurde von den Menschen zu einem Hochsicherheitszaun ausgebaut, der bei voller Fahrt nicht zu überwinden war.

Aber über diese Erlebnisse und auch, dass es Bibi und Denoy während der Nacht gelungen war nochmals auszubrechen, sowie über den Rest der Fahrt haben Manuel und Andrea ja bereits im zweiten Teil des Reiseberichts detailliert geschrieben. Hierzu haben wir – da sind wir uns einig – nichts weiter hinzuzufügen. Da die beiden und auch unsere lieben Freunde Philippe und Corina aber kurz nach der Ankunft in unserem neuen Zuhause mit grossen Herausforderungen beschäftigt waren, ging unsere Story dabei eher etwas unter und deshalb will ich euch nun davon berichten…

Wir merkten es an den Gerüchen, dass wir das Ziel unserer Reise erreicht hatten. Neugierig wollten wir sogleich alles erkundigen, doch wir wurden mal wieder eingesperrt. Vielleicht war dies auch ganz gut so, denn offen gesagt sind allen voran Mausi und Bibi öfters etwas vorschnell und verhalten sich dabei äusserst tolpatschig, wenn sie mit einer Situation noch nicht vertraut sind. Wauwau erwachte schlagartig aus seiner Lethargie, büxte aus und verkroch sich auf dem Dachboden unseres neuen Hauses, wo er sich ein paar Tage versteckt hielt.

Nach und nach lebten wir uns aber sehr gut ein. Die erhitzen Gemüter beruhigten sich, dafür wurde die Luft ringsum immer heisser. Das hielt alle Katzen ausser mir jedoch nicht davon ab, längere Streifzüge zur Erkundung der neuen Gegend zu unternehmen. Ich für meinen Teil aale mich lieber in der Sonne und versuche die besorgten Mienen meiner Zieheltern zwischendurch aufzuhellen, wenn Denoy oder Bibi oder wer auch immer mal wieder einige Tage wegbleiben. Auch hier ist sich die gesamte Katzenschar einig: Das neue Zuhause ist super! Es ist zwar zwischendurch etwas allzu heiss aber es gibt viele schöne Bäume, die Schatten spenden und auf die man auch klettern kann, Vögel, die uns narrisch machen und viele neue Tiere, die uns aufs Äusserste faszinieren.

Das Tollste aber ist, dass wir hier bereits viele neue vierbeinige Freunde gefunden haben. Einerseits Lola, die Hundedame, die aber noch ziemlich viel Angst vor uns hat. Andererseits die portugiesischen Katzen, die uns sehr freundlich gesinnt sind, ausser wenn es ums Fressen geht. Aber wir geniessen auf unserem Grund und Boden, den Manuel und Andrea Quinta das Figueiras nennen, glücklicherweise immer noch das Vorrecht in der Rangordnung. Zu unserer erweiterten Schar gehören Pumba, die weisse Dame und Goliath, der Riesenkater, sowie Esti (von „estrangeira“ – „die Fremde“ bzw. Kurzform von „Estefânia“), die gleich mit ihrer quirligen Brut bei uns eingezogen ist. Die drei kleinen Plagegeister Psycho, Schrägfell und Noname halten uns den ganzen Tag bei Laune.

Psycho ist gerade durch die offene Tür zu mir hereingekommen – der führt sich hier schon auf, als gehöre ihm der Laden! Ich glaube, ich muss den mal wieder etwas zurechtstutzen – mit aller Liebe natürlich. 😉 Damit ihr einen Einblick in unser lebhaftes Katzendasein erhaltet, lade ich euch hier ein paar Bilder hoch; Leser des 100-days.net Newsletters finden das Album unter folgendem Link: www.facebook.com

Wir wünschen euch allen einen tollen Abend und grüssen euch mit erhobenen Pfoten,

Schnuppi, Bibi, Mausi, Denoy, Wauwau
(Esti, Schrägfell, Psycho und Noname hätten auch gerne mitgewirkt, sprechen aber leider nur Portugiesisch)

Eine Antwort hinterlassen