Nur noch wenige Teile fehlen, um das Puzzle rund um die grosse Verschwörung der Hauskatzen, welche sich für die weltweite Corona-Krise verantwortlich zeichnet, zu vollenden. Zwar liefert das Sitzungsprotokoll, das wir im zweiten Teil unserer Enthüllungsstory veröffentlicht hatten, schon geügend Hinweise, um eine Verstrickung der LNFWC in die Affäre zu belegen. Aber ohne die Stimme der Opposition bleibt das Bild unvollständig. Deshalb hat Schreibkatze Mausa auf einen Kontakt des geheimnisvollen Doktor W. gewartet, bevor die Geschichte an die Öffentlichkeit gehen sollte. In diesem dritten und letzten Teil unserer Reportage legen wir den Fokus auf seine brisanten Aussagen – und auch Mausa selbst richtet sich mit einer erstaunlichen Botschaft an uns Menschen.

Die Stimme der Opposition

Mausa habe das Sitzungsprotokoll der LNFWC nicht veröffentlichen wollen, ohne mehr über die Sichtweise von Dr. Worraz in Erfahrung zu bringen, dem Oppositionsführer, dessen voller Name inzwischen öffentlich bekannt ist. Leider war zum damaligen Zeitpunkt der Kontakt zum Roten Kater vollständig abgebrochen. „Alle Anstrengungen, diesen wiederherzustellen, verliefen im Katzensand. Ich machte mir fürchterliche Sorgen – nicht nur um die Story. Doch nach Tagen des bangen Wartens erreichte mich wie aus dem Nichts eine E-Mail von Doktor Worraz!“ berichtet Mausa.

So angriffig kennen wir Doktor Worraz
Bild: Quinta das Figueiras

„Nun hatte ich genug Hinweise beisammen, um die Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen“, erklärt Mausa. Sie übergab dieser Plattform die Dokumente und unsere Redaktion hat diese einer eingehenden Prüfung unterzogen. Unser Teilzeitautor verbrachte viel Zeit damit, die Fakten zu einer schlüssigen Erzählung zusammenzubringen, an deren Ende Sie, als geduldiger Leser, nun fast angelangt sind. Allerdings fehlen noch ein paar Worte, nämlich jene, die Mausa – in ihrer wunderbar einzigartigen Stimme – an uns, an Sie und an alle des Lesens kundigen Wesen auf dieser Erde richtet:

Die Katze am Schwanz packen

„Es mag sein, dass die hier dargelegte Schilderung der Vorgänge rund um die COVID-19-Pandemie grosse Lücken aufweist. Vielleicht sind sie sogar gänzlich erfunden; entsprungen einem menschlichen Geist, der auf diese Weise einen Ausdruck für seine eigenen, schwer zu ordnenden Gedanken gesucht hat. Und wenn die Katzen somit auch möglicherweise gar nichts mit der ganzen Krise zu schaffen haben, so sind die Worte des Dr. Worraz dennoch geschrieben worden; die Gedanken wurden gedacht, wenn auch vielleicht von jemand anderem.

Jedenfalls, so sehr ich Dr. Worraz auch achte und bewundere – ein wichtiges Element hat auch er ausser Acht gelassen: Die Evolution der Crazy People Cats ist schon viel weiter fortgeschritten und weit mehr geworden als nur blosse emotionale Verbundenheit. In unserem Wesen sind wir zweifellos Katzen geblieben, wilde Tiere, die ohne ihre Zuneigung nicht gebändigt werden können. Aber wir teilen eure Gefühle und eure Art zu denken. Eure Freude ist unsere Freude, euer Leid ist unser Leid. Wir stellen uns ethische Fragen, wir haben Mitgefühl und wir versuchen, uns in die Geschicke des anderen hineinzuversetzen. Wir sind ihr. Und ihr seid wir. Darum richte ich diese Worte als menschliches Wesen zu euch.

Und um Menschenleben geht es, wie uns unermüdlich klar gemacht wird. Das Gesundheitssystem sollte vor dem drohenden Kollaps bewahrt werden, indem sich die Mehrheit der sogenannten Stärkeren mit dem verwundbareren Teil der Gesellschaft solidarisiert und grosse Einschränkungen für alle in Kauf nimmt. Aber wir beginnen das zu vergessen, die Angst lähmt unsere Gehirne. Wir verhalten uns so, als würde das Virus den Tod für jeden und jede bringen, die damit in Kontakt kommen. Wir sehen nicht, dass die meisten Notaufnahmen weit davon entfernt sind, zu kollabieren. Wir reden von einer zweiten Welle, wie wenn ein Tsunami von aussen auf uns zurasen würde. Wenn das Corona-Virus tatsächlich existiert, war es aber ja gar nie weg. Es ist noch immer in unserer Mitte und muss freigelassen werden. Damit wir immun werden und diese Immunität durch physische Nähe an unsere Mitmenschen weitergeben können. So ist das mit den Viren, sie sterben erst aus, wenn genügend Immunität vorhanden ist, um ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen. Das müssen wir akzeptieren. Einige werden krank werden, andere nicht. Einigen wird geholfen werden können. Anderen nicht. Doch wir sperren die Katze erst in der Wohnung ein und fackeln danach das ganze Haus nieder, nur weil wir uns nicht mit ihren Exkrementen auseinandersetzen wollen.

Es geht um Menschenleben. Wir können viel bewirken mit gelebter Solidarität – aber es gibt Grenzen. Und erzwungene Solidarität erzeugt oft das Gegenteil. Wir müssen den verwundbaren Teil der Gesellschaft auch davor schützen können. Vor Anfeindung und Hass. Sonst werden sich die Menschen untereinander weiter von einander entfernen, als dies Social Distancing jemals ermöglicht hat. Unter dem schönen Begriff Solidarität verstehen wir gegenwärtig nur noch eines: Gehorsam. Und Kritik wird zwangsläufig zur Gefahr für die Allgemeinheit. In jedem Mitmenschen sehen wir eine potentielle Bedrohung, einen Feind. Auf der verzweifelten Suche nach Gleichgesinnten treffen wir auf eine Mauer der Ignoranz – und wenn wir in den gleichgeschalteten Massenmedien nach Bestätigung für unser Gefühl suchen, verlieren wir uns letztlich selbst, wenn wir sehen, wie jene dargestellt werden, mit denen wir uns verbünden müssten. Wir werden auch nach Corona die Gesichter unserer Mitmenschen nicht mehr sehen – nicht wegen der Schutzmasken, sondern weil sie uns fremd geworden sind. Weil wir uns selbst fremd geworden sind.

Mausa wagt einen Ausblick
Bild: Quinta das Figueiras

Menschenleben. Das ist mehr als nur eine Zahl. Menschen leben. Das bedeutet, sie streben danach, ihr Dasein mit Sinn zu erfüllen. Vielen wird dieser Sinn nun radikal entzogen, sie werden ihrer Zukunft, ihrer Träume und ihrer Lebensfreude beraubt. Andere sind noch gar nie in den Genuss davon gekommen. Solidarisieren wir uns auch mit ihnen. Denn Leben ist mehr als ein medizinischer Zustand. Jenes meiner menschlichen Eltern mag privilegiert erscheinen. Sie sind nicht in einer Wohnung eingesperrt, sondern wohnen inmitten eines paradiesischen Gartens, den sie schon vor den Einschränkungen selten zu verlassen pflegten. Jetzt aber empfinden sie ihr Zuhause mehr und mehr als goldenen Käfig. Die spärlichen aber immer sehr intensiven Besuche von aussen fallen weg, auch ihnen droht soziale Isolation. Die Bürgerpflicht, sich Zuhause aufzuhalten, wie es in Portugal heisst, wird hierzulande sehr ernst genommen. Besuche bei Freunden sind nicht erwünscht, Einkäufe sind lediglich zweckgebunden und die Umstände dabei sind paradoxerweise seit den ersten Lockerungen noch verstörender und demütigender geworden. Ferngespräche mit ihren liebsten Freunden und Familienangehörigen werden in vielen Fällen seltener und knapper, da es nur noch ein Thema gibt. Und die meisten haben dieses Thema satt. Meine Halter fürchten sich vor einer schleichend einsetzenden Emotionalen Distanz, die sie nicht nur in anderen, sondern auch in sich selbst wahrzunehmen beginnen. Wir Katzen sind sehr feinfühlige Wesen und es bleibt mir nicht verborgen, dass die Hingabe, mit der sich meine Menschen der Pflege ihres Paradieses widmen, zu leiden beginnt. Die Ablenkung durch das Schöne wirkt immer weniger gegen die Angst und die Verzweiflung, die psychische Ermüdung und die damit einhergehende Gereiztheit. Das schlechte Gewissen, welches dem Bewusstsein entspringt, dass es andere noch viel härter trifft, ist bloss ein zusätzliches Gewicht, welches sich auf ihre schweren Gedanken legt. Noch gibt es auch immer wieder unbeschwertere Tage, wo sie beinahe mit dem früheren Elan ihren Alltag meistern. Aber ich mache mir Sorgen, was geschehen mag, sollte dieser Zustand noch lange andauern. Jedenfalls halte ich es für ein starkes Indiz einer aufkommenden psychischen Störung, wenn ein Geist dazu imstande ist, als Katze eine Geschichte wie diese zu schreiben.

Menschen leben, Menschen sterben. Aber Übersterblichkeit? Wenn wir davon ausgehen, dass die Statistik stimmt, sind genau seit Corona mehr Menschen als erwartet gestorben. Da liegen die Zusammenhänge auf der Hand. Aber wie viele Menschen bereits darunter sind, die an den Folgen von Angst (Selbstmord, körperliche Erkrankungen mit psychischer Ursache, wegen Angst Weigerung Spitäler oder Ärzte aufzusuchen, verschobene oder abgesagte Behandlungen/Operationen/Untersuchungen) oder Mangel an Licht, frischer Luft und Bewegung gestorben sind, kann eine einfache kleine Katze wie ich nicht beurteilen. Aber sie kann zumindest diese Frage stellen. Und auch wenn die Antwort darauf eine verschwindend kleine Zahl sein sollte, so wägen wir doch noch immer Leben und Tod als klinische Zustände gegeneinander ab. Wie viele Leben sind zerstört oder nachhaltig beeinträchtigt worden, um den Tod anderer aufzuschieben? Wie viele Menschen sind von einer chronischen Erkrankung betroffen, ausgelöst durch Angst, Stress oder Schlaflosigkeit? Auch darüber sagt diese Statistik nichts aus, denn ein zerstörtes Leben gilt nicht als beendet. Aber die Kurve zeigt deutliche Abweichungen von der erwarteten Sterblichkeit in der Coronazeit. Dennoch sind Abweichungen von einem für die Zukunft statistisch ermittelten Wert vermutlich die Norm. Es werden auch schon weniger Leute gestorben sein, als dies statistisch erwartet wurde. Es wird auch bei jeder starken Grippewelle oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen eine Übersterblichkeit gegeben haben. Und selbst wenn diese mit Corona so übermässig ausfällt (oder ohne Massnahmen ausgefallen wäre) wie nie zuvor: Wir müssen lernen, ohne die Illusion zu leben, den Tod besiegen zu können und auch seinen Zeitpunkt können wir nicht bestimmen. Diese Ansicht widerspricht nicht der Auffassung, dass jedes Leben gleich wichtig und einzigartig ist. Und nebst dem, dass wir diese einzigartigen Leben möglichst lange bewahren möchten, so müssen wir auch ihren Sinn wahren. Das Leben ist tödlich. Das ist die Natur und wir sind ein Teil davon. Die Natur können wir nicht in Fesseln legen ohne uns selbst zu bezwingen.

Wenn es darum geht, Leben zu retten, dann bedarf es keines bösartigen Erregers, der leise an unsere Haustür klopft, um damit zu beginnen. Dann dürfen tatsächlich auch keine Kriege geführt, keine Waffen produziert und keine Länder wirtschaftlich ausgebeutet werden. Wenn es uns wirklich darum ginge, würden wir uns auch mit den Hungernden und Verfolgten solidarisieren. Und wenn uns das Leben tatsächlich heilig ist, dann müssen wir verinnerlichen, dass es natürlichen Gesetzen unterworfen ist. Denn wir sind Natur. Das ist kein Faktor, der unsere Zivilisation bedroht, sondern die Grundlage davon. Leben kann nicht geschützt werden, indem man es bekämpft – zum Beispiel mit Pestiziden in der Landwirtschaft oder immer mehr Antibiotika in der Medizin. Wenn wir alles Lebendige aus unserer Nahrung, unserem Trinkwasser, unserer Umgebung, unserem Körper und unserem Verhalten wegzüchten und bekämpfen, dann werden wir anfällig. Zum Beispiel für ein Virus. Viele Krankheiten, die noch weit mehr Leid verursachen als COVID-19 – Diabetes, Krebs, Adipositas, Depression und etliche andere –, könnten wir im Griff haben, wenn wir unter dem Schutz der Gesundheit auch den Schutz der Natur verstehen würden.

Zu der alten Normalität möchte ich nicht zurück. Das ihr zugrunde liegende System richtet sich gegen die Prinzipien der Natur. Der Zwang zum endlosen Wachstum in einer Welt mit begrenzten Ressourcen hat uns erst in diese Lage gebracht. Der Kapitalismus und die Globalisierung haben die Welt bis an den Rand des Abgrunds gebracht: Durch Umweltzerstörung, soziale Ungerechtigkeit, Abhängigkeit. Die alte Normalität besteht aus einem System der Symptombekämpfung: Wir versuchen ein kaputtgespartes Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren – die Betten blieben leer, die wirtschaftlichen Folgen für viele Gesundheitseinrichtungen werden sie in Zukunft noch weiter schwächen. Genau so verfahren wir mit dem Virus – wir hoffen auf eine Impfung, nehmen ihre Risiken in Kauf, sehen uns mit weiteren Krankheiten konfrontiert und wenn ein neues Virus über uns hereinbricht, werden wir die Erlösung abermals in einem Impfstoff herbei sehnen. Ausser wir vermögen es, diesen Teufelskreis aus blindem Aktionismus zu durchbrechen.

Die neue Normalität lehne ich ebenso ab. Sie wird uns nicht dabei helfen, die Zukunft besser zu gestalten. Denn sie ist weder neu noch normal! Sie besteht weiterhin aus der eitlen Anstrengung, ein fehlkonstruiertes, widernatürliches System künstlich am Leben zu erhalten. Mit kleinen Anpassungen. Mit Social Distancing, um uns einander fremd zu machen. Mit Desinfektionsmitteln, die das Virus, aber damit auch das übrige Leben im Keim ersticken. Mit Gesichtsmasken, welche den Anstieg der Infektionszahlen mindert und Maulkörben, welche die Ausbreitung kritischen Denkens verhindern. Mit Freiheitsbeschränkung. Mit noch mehr Überwachung und Kontrolle zugunsten einer trügerischen Sicherheit. Schöne neue Normalität – wenn wir uns jetzt aus Bequemlichkeit mit ihr abfinden, wird sie uns länger begleiten, als uns lieb ist. Denn wenn uns Wissenschaft und Politik eines Tages ihren Triumph über das Virus verkünden, wird schon die nächste Bedrohung vor der Tür lauern. Und die Angst davor wird uns wieder lähmen und uns weiterhin dazu bringen, unsere Freiheit zu opfern.

Ich bin mir bewusst, dass es einfacher ist, die Ideen anderer abzulehnen, als selbst welche zu haben. Aber ich gebe mir Mühe, die Dinge zu Ende zu denken. Um im Mindesten die Idee einer nachhaltigen und lebenswerten Normalität zu erhalten, kommen wir nicht umhin, die Katze am Schwanz zu packen. Mit anderen Worten heisst das, wir müssen die Aufgabe von ihrem Ende aus betrachten, um sie zu meistern. Wir müssen uns selbst Fragen stellen und dies über die blosse Rhetorik hinaus. Seriös und ohne den Anspruch auf eine sofortige Antwort – sondern als Leitsatz, immer wieder, bei jedem Detail, das uns beschäftigt. Lassen Sie uns heute damit beginnen. Nehmen Sie sich auch nach dieser langen Lektüre noch einen Moment Zeit und versuchen Sie, ernsthaft über diese Fragen nachzudenken:

Was brauchen wir? Was haben wir? Wie können wir das gerecht aufteilen? Was können wir uns darüber hinaus leisten, ohne künftigen Generationen unsere Privilegien zu verwehren?“

Ende

Manuel Kuster

Mai 2020, Vale de Prazeres, Portugal

Inspiration von und mit Andrea Reinwald

Herzlichen Dank an Andrea Ebneter für die Korrekturen

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8 Kommentare

  1. Cristina Kuster meint: 21. Mai 2020
  2. Geraldine meint: 16. Mai 2020
  3. Schwupps meint: 15. Mai 2020
      • Mary meint: 16. Mai 2020

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