Mit diesen Zeilen melden wir uns zurück aus der Sommerpause – obschon der Sommer noch lange keine Pause macht. Seit der Winter uns endlich aus seinem langen, feucht-kalten Griff hat entkommen lassen, sind wir praktisch übergangslos vom Regenwetter in die Glutofenhitze eingetaucht, die sich nun schon seit zwei Monaten hinzieht und kein Ende zu nehmen scheint. Just in diesen Tagen sind wir einmal beinahe ausgeflippt, als sich ein paar Wölkchen am Himmel gezeigt haben, die sich sogar dreist vor die Sonne schoben und uns die sengende Bürde einige Minuten etwas leichter erträglich gemacht haben.
Doch die Sommerzeit bringt natürlich auch ihre schönen Seiten mit sich und wir sind glücklicherweise flexibel genug uns derer zu erfreuen – während wir zynisch über Hitze und Trockenheit lästern, dabei genüsslich die Füsse in den Wassertank baumeln lassen und uns ein kühles Bier genehmigen. Es ist die Zeit des Nichts-tun-könnens und gleichzeitig auch des Nichts-tun-müssens, um die sommerlichen Widersprüche mal auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Oder doch ein Wortspiel gefällig? Wir freuen uns einerseits, weil wir hitzefrei haben, doch andererseits wären wir froh um ein paar hitzefreie Tage…
Die Sommerpause bezüglich der Chroniken ist also frei erfunden, beziehungsweise in keiner Weise geplant gewesen. Sie ist anhand der chronischen Sommerpause ganz einfach als Nebenprodukt entstanden. Dass wir seit Wochen nicht fleissig geschrieben haben, heisst aber nicht, dass in der Zwischenzeit nichts zu berichten gegeben hätte. Im Gegenteil: Die Ereignisse haben sich entweder regelreicht überstürzt – oder sie haben sich gar nicht ereignet. Was dies bedeuten mag, versuchen wir anhand folgender sieben Beispiele – die von den Lesern gerne als Tatsachenberichte verstanden werden dürfen – aufzuklären.
Ereignis Eins: Das Dach
Für uns als Extrem-Spontanisten und notorische In-den-Tag-hinein-Lebende war es schon eine beachtenswerte Leistung, dass wir bereits im Dezember letzten Jahres den guten Herrn João auf unser Dach festnagelten (im übertragenen Sinne natürlich), damit dann in diesem Juli ganz bestimmt die neue Deckung und endlich ein paar Zentimeter Isolation da hinauf kommen. Wir sollten im Winter somit etwas mehr trockenen und beheizbaren Wohnraum zur Verfügung bekommen. Das Bedürfnis wurde umso dringlicher, als sich in diesem Jahr die Regenzeit bis weit in den Mai hineinzog und der momentan sehr begrenzte Wohnraum uns mehr und mehr einzuschnüren gedroht hatte.
Mit den ersten Sonnenstrahlen nach einem gefühlten halben Jahr eröffnete uns dann aber der Herr João mit sichtbar schlechtem Gewissen, dass wegen dem anhaltend schlechten Wetter alle seine Verpflichtungen liegen geblieben waren. „Se calhar no Septembro…“ – Vielleicht im September, waren seine Worte, die uns leider keinerlei Trost zu spenden vermochten. Denn im Herbst dürfen (müssen) wir wieder mit Regen rechnen und wir haben keinen Unterstand um unser Hab und Gut während der Arbeiten am Dach trocken zu verstauen.
Fazit: Ereignis nicht ereignet
Ereignis Zwei: Der Erdkühlschrank
Keine Ahnung weshalb, aber diverse Leute hatten bereits zu lachen begonnen, wenn wir ihnen unsere Idee beschrieben. „Das kann ja gar nicht gehen!“ bzw. „Das weiss man doch, dass das nicht geht!“ waren die meist darauf folgenden Erklärungen.
Worum es geht? In Reaktion auf das Nicht-Ereignen der Erweiterung unseres Wohnraumes wollten wir wenigstens unsere Lagerkapazität erweitern und zwar primär für Lebensmittel. Schon lange geisterte die Idee eines begehbaren Erdkühlschranks in unseren Köpfen herum und zwar in Form eines vergrabenen Lastwagencontainers. Da uns ja nun fast sommerliche Langeweile drohte, packten wir dieses Projekt kurzerhand an.
Weshalb wir hinter dem Haus nun eine Nachbildung der Schweizer Alpen aus Erde haben und wir uns in Bezug auf dieses ehrgeizige Projekt vor dem nächsten Regen fürchten, wird bald in einem separaten Bericht erwähnt. Eins sei aber an dieser Stelle bereits verraten, nämlich das…
Fazit: Ereignis pendent
Ereignis Drei: Campeões!
Es war natürlich selbst für nicht interessierte Leute unausweichlich, dass der Sommer auch ganz gross im Zeichen des Fussballs gestanden hat. Da wir leidenschaftliche Anhänger der getretenen Kugel sind, haben wir an der Europameisterschaft mitgefiebert – doch nicht nur aus Gefallen am Spiel! Da wir ja keinen Fernseher haben, durften wir die Matches der portugiesischen Seleção mit unseren Nachbarn in deren Wohnzimmer mitverfolgen. Gelebte Integration und Sprachkurs garnierten also die unterhaltsamen Abende vor dem Flimmerkasten.
Es ist bekannt, die Portugiesen lieferten uns die maximal mögliche Anzahl Spiele an die Bildschirme und das grosse Finale war dann ein einziges Fest mit Spanferkel und Sekt – bevor überhaupt ein Sieger bestimmt war! Als dann Éder das kleine und von der Finanzkrise gepeinigte Land im äussersten Westen Europas in die Glückseligkeit schoss, flossen auch bei uns und der gesamten nachbarlichen Familie die Freudentränen!
Fazit: Ereignis unverhofft ereignet
Ereignis Vier: Pelzflut
Alle Jahre wieder, an einem trägen Sommermorgen, tritt ein, was wir bereits längst erwartet – nämlich seit „unsere“ wilden Katzen Esti und Pumba immer mehr in die Breite gewachsen waren – und doch immer wieder verdrängt hatten. Manchmal äussert es sich durch einen gewissen Radau vor der Haustüre und durch eine Veränderung im Verhalten unserer anderen Fellnasen; das verräterische Element können auch die feinen, fast melodischen Stimmchen sein; die Erkenntnis ist aber immer dieselbe: Babykätzchen!
In diesem Jahr waren es zuerst vier weisse Rabauken, kaum auseinander zu halten, die sich dann zwischenzeitlich alle bis auf einen wieder verzogen hatten. Dann kam das Phantom – eine schwarz-weisse Katze, die wir zu Beginn immer nur sehr kurz zu Gesicht bekamen und entsprechend bereits ihre wahrhaftige Existenz angezweifelt hatten. Nun, sie ist kein Gespenst, genau so wenig wie ihre vier weissen Mitstreiter, die mittlerweile alle wieder hier sind. Aber herumgeistern tun sie und im Garten herumturnen und uns ärgern und unterhalten und wahnsinnig machen und unsere Herzen erfreuen – wie alle Jahre wieder…
Fazit: Ereignis unvermeidbar eingetroffen
Ereignis Fünf: Der Tag am Meer
Kaum zu glauben, aber manchmal müssen wir uns wirklich zwingen, mal eine Auszeit zu nehmen! Wenn aber der eingangs angedeutete Zustand des „Nicht-können-aber-eigentlich-dringend-sollens“ eintrifft und die Hitze jeden Schritt in der Entstehung lähmt, wissen wir mittlerweile, dass wir Abstand von unserem Zuhause mit seinen vielen plagenden Baustellen nehmen müssen.
Leider können wir uns in den Sommermonaten nur Tagesausflüge gönnen, denn ein grosser Teil des Gartens muss noch manuell bewässert werden. Und den Hühnern haben wir auch noch nicht beibringen können, sich selbst zu füttern und ins Bett zu bringen. Aber dennoch reicht es jeweils für um dia na praia – einen Tag am Strand, der in weniger als zweieinhalb Stunden erreichbar ist. Die portugiesische Atlantikküste bietet viel Abwechslung: rauhe, felsige Klippen, hohe Wellen und geschützte Buchten mit goldenem Sand.
Ende Juli waren wir in São Martinho do Porto, wo wir bereits wissen, dass es die beste grillierte Dourada weit und breit gibt. Doch ein kleines Stückchen abseits des ziemlich belebten Strandes sind wir auf die „Praia Gralha“ gestossen und haben es fast nicht glauben können, wie verlassen dieser traumhafte Fleck zur Hochsaison doch sein konnte. Es ist immer wieder ein Hochgenuss, unsere neue Heimat zu erkunden – und dieses Jahr wird es bestimmt auch nicht der letzte Strandausflug gewesen sein.
Fazit: Ereignis muss wiederholt werden
Ereignis Sechs: Der See
Ein Grossprojekt, welches in der vergangenen Woche unerwartet seinen Anfang nahm – nämlich unsere Wasserlandschaft! Wir begannen schon zu zittern, weil Herr José, der Experte wenn es um den Bau einer Charca (eines Teichs) geht, unseren Termin bereits zwei Mal hinausgeschoben hatte. Doch dann kam sein Anruf überraschend am frühen Mittwochmorgen und noch gleichentags am Nachmittag fuhren die Maschinen ein.
Auch über dieses Ereignis werden wir in den kommenden Wochen noch eingehender Berichten, denn es war sehr spannend und erfreulich zugleich. Wer von den lieben Leser/innen regelmässig auf unserer Facebook-Seite vorbei schaut, weiss aber bereits, dass diese erste Etappe des Projekts erfolgreich vonstatten gegangen ist. Und wer jetzt richtig neugierig geworden ist, erfährt hier mehr über die Idee und auch, wie man uns dabei unterstützen kann.
Fazit: Ereignis erfolgreich ereignet
Ereignis Sieben: Bericht
Es gäbe nebst diesen prägnantesten Ereignissen noch viel mehr zu berichten. Doch bereits jetzt sprengt dieser Text den Rahmen und die Erzählungen von unseren genussreichen Freuden und lehrreichen Misserfolgen im Garten sollen zu anderer Zeit und Stelle wiedergegeben werden, genau so wie Geschichten von den wunderbaren Besuchern, die uns in diesem heissen Sommer in unserem trockenen Paradies aufgesucht hatten. Aber immerhin hat es nun endlich wieder einmal gereicht, einen Bericht über unser Tun und Lassen; über unser Ereignen und Nicht-Ereignen zu verfassen, der die geneigten Leser informieren und unterhalten soll.
Fazit: Ereignis somit ereignet
Soooo toll zu lesen!! Wir sitzen hier in unserem Beton Bunker und staunen immer wieder über eure wunderschönen Zeilen und Bilder und und und….! 😀 Wir wünschen euch weiterhin gutes gelingen und freuen uns auf noch viiiiiel mehr Bilder und Berichte 😀 :*
Milena, Denny, Elisabet und Gizmo 🙂
Hallo ihr vier! 🙂 Es freut uns, dass wir euch gut unterhalten dürfen – und vielleicht auch ein bisschen inspirieren! Wir wünschen auch auch alles erdenklich Gute! Allerliebste Grüsse, Andrea & Manuel (plus 2x Huhn und 12x Katze)
ich freue mich immer wieder, dass ich euch verfolgen darf und am liebsten waere ich dabei 😉 macht weiter so, LG Moni
Immer wieder schön zu sehen, dass es auch anders funktioniert! (Obwohl wir das ja längst wissen :))
Dass die gewünschten Ereignisse nicht immer, oder nicht zum geplanten Zeitpunkt eintreffen, damit habt ihr ja mittlerweile Erfahrung…(..ähm) und niemand hat gesagt, dass seine Träume zu leben nicht anstrengend sein kann. Trotzdem: Behaltet Mut und Gelassenheit (und schickt mal ein Stück Sonne rüber, habt ihr als Kinder nicht teilen gelernt?!)
Grüzlis und Küzlis an Stahlwulli und d’Wauwaukönigin
Philippe und Kida
Olá pássaros loucos! Ja, in der Tat, wir sind mittlerweile geeicht, was solche Situationen betrifft… 😉 Und ihr wisst, unterkriegen lassen wir uns nicht so schnell! Vielen Dank für eure Worte – es hat uns sehr gefreut, von euch zu hören. Die Sonne könnt ihr ruhig im Austausch für ein paar Regentage auf Kurzferien haben. 🙂
Beijinhos e abraços,
Wauwus rainha & Lãzinho de aço
Top-Bricht! Sozägä äs brisimässigs Highlight 😉 Äh, Ereignis notörli 🙂
Bem-haja, irmão! Estás sempre o „atrás-das-costas“! 😉 Und ez übersetz das mol… 🙂
Und wenn man erst weiss,was für unglaubliche Ereignisse noch hinter den geschilderten stattgefundenen,nicht ereigneten,verschobenen,nervigen,unerwarteten Ereignissen stecken,da staune ich über eure portugiesische Gelassenheit!!!
Ich freue mich schon ganz fest auf das zu wiederholende und das erfolgreich ereignete Ereignis ??! ? Bis bald ? , Mämeler
Olá Mãezinha
Du hast ja einen Draht hinter die Kulissen und weisst daher, dass die Gelassenheit auch manchmal zu kochen beginnt und ein Ventil braucht! 🙂 Wir sind auch sehr gespannt auf das Noch-zu-ereignende in eurer wunderbaren Gesellschaft. Der See füllt sich jeden Tag etwas mehr, genau so wie die Vorfreude jeden Tag unsere Herzen etwas mehr erfüllt! 😉
Beijinhos, Manuel & Andrea
Hallo Ihr zwei Lieben
Was lange währt wird endlich war, ich habe den langen super guten Bericht gelesen,
wie immer Perfekt geschrieben, einfach supertoll man kann alles fast miterleben,
wir bewundern Euch zwei Lieben sehr, und hoffen dass wir Euch noch dieses Jahr,
besuchen können. Also macht weiter so, damit Ihr ein wenig Freizeit habt wenn Papa
und ich kommen. Wir freuen uns auf Euch.
Ihn Liebe Papa und Edith