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Die Legende der Feigenbäume

Um sussurro nas folhas – Ein Flüstern in den Blättern

1. Kapitel

 

Pssst… Hören Sie das?

 

Es ist der Westwind, der durch die Bäume fegt
Der in die Blätter ein Flüstern trägt
Welch’ Kunde bringt er aus der Ferne her?
Welch’ Sehnsucht nach dem weiten Meer?

Oh, Herr der Winde, der du weit gereist
Lasst uns einen Augenblick verweilen
Erlaube uns zu lauschen deinem Lied
Das du als Flüstern in die Blätter trägst

 

Lasst mich Euch berichten von den Feigenbäumen im fernen Lusitanien, welches Ihr Portugal zu nennen pflegt. Diese vier riesigen und uralten Bäume haben einem kleinen Stück Land ihren Namen gegeben: Quinta das Figueiras – das bedeutet in Eurer Sprache soviel wie „Hof zu den Feigenbäumen“.

Nun, diese Feigenbäume wachen seit langer Zeit über die vielen ehrwürdigen Olivenbäume, die süssen Zitrusfrüchte, die jungen Kirschbäume und alle Pflanzen und Tiere, die sich auf dem Gelände frei entfalten dürfen. Doch sie bedurften der tatkräftigen Unterstützung von sanftmütigen Menschen um die Natur zu pflegen und zu nutzen. So hatten sie mich, den Westwind, ausgesandt und im fernen Helvetien, also der Schweiz, erhörten Andrea Reinwald und Manuel Kuster den Ruf und begaben sich auf eine Reise; doch zunächst nicht durch Länder, sondern durch die weiten Landschaften in ihnen selbst.

Lasst mich Euch nun erzählen von diesen Zweien und ihrer Seelenreise. Am Anfang, bevor eine ganze Idee in ihren Köpfen entstanden ist – sozusagen am Beginn des Zeugungsaktes der Idee – stand ein Gefühl, ein sehr wenig greifbares, doch hartnäckiges und erdrückendes Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Sie erkannten nach und nach, dass die vielgelobte Freiheit Eurer modernen Gesellschaft dem Zwang gewichen war, so etwas vergängliches wie Geld in das Zentrum Eures Denkens und Handelns zu stellen – mit fatalen Folgen für die Solidarität unter den Menschen und die Sorge zum Ursprung allen Lebens. Das helvetische Paar gelangte nun zur festen Überzeugung, dass die Erde nur überlebt und funktioniert, wenn der Mensch die Natur ins Zentrum seines Denkens und Handelns stellt – und sich selbst als Teil davon betrachtet.
Mit dieser Erkenntnis erlebte das Paar Lichtblicke der seelischen Emanzipation, aber auch Schatten der Frustration über eine Gesellschaft, welche viele Herzensträume und Hoffnungen im Keime erstickt hat.

Seit Ewigkeiten besuche ich nun alle Völker dieser Welt und ich habe erkannt, dass jedes Lebewesen seiner Bestimmung folgen sollte. Beim Menschen kann die Vielfalt der Möglichkeiten dies zu erreichen bisweilen recht verwirrend sein. So auch bei Andrea und Manuel, denn sie sehen sich als Bauern und als Künstler gleichermassen; ebenso als Philosophen und Revolutionäre. Aus diesen Zutaten kreierten die beiden nun ein Gericht, welches dazu bestimmt sein soll, ihren Hunger nach Erfüllung zu lindern.

 

Von der Entstehung einer grossen Idee und von der Reise in ferne Länder, die Andrea und Manuel ihrem inneren Antrieb folgend unternommen haben, davon will ich Euch dann berichten, wenn erneut ein leises Flüstern aus den Blättern ertönt. Hört also genau hin, wenn der Westwind wiederkehrt.