Vor etwas mehr als einem Jahr wurde besiegelt, dass das 2.4 Hektar grosse Stück Land etwas ausserhalb vom Dörflein Vale de Prazeres im Herzen Portugals uns gehört. Seither haben wir so viel Zeit wie es nur möglich war auf unserer Quinta das Figueiras verbracht und bereits einiges nach unseren Wünschen gestaltet. In Zukunft, wenn wir fest dort leben, wird sich noch viel verändern und unser Projekt, dem eine Existenz ohne Abschluss vorherbestimmt ist, wird wachsen und seine Identität und seinen Charakter im Gleichschritt mit unseren Herzen immer wieder wandeln.
Doch wir möchten, um die Unvorhersehbarkeit des Zukünftigen Rechnung zu tragen, einen Blick in die Vergangenheit werfen und euch im vierten und letzten Teil eine Geschichte zu Ende erzählen; die Geschichte, wie wir die Quinta das Figueiras gefunden haben; vielleicht auch eher wie die Quinta uns gefunden hat. Doch bevor wir fortfahren möchten wir uns nochmals ausführlich und eingehend bei Sarah bedanken für Ihren gestrigen grosszügigen Beitrag. Fast ist man schon versucht zu sagen, dass man von dieser grossherzigen Person nichts anderes erwartet hat und doch ist es für uns etwas besonderes, eben gerade weil der Zustupf von einem goldenem Herzen aus gekommen ist! Vielen Dank Sarah, für deine Hilfsbereitschaft, dein Mitgefühl, dein offenes Wesen! Und da war auch noch Cristina, die uns mit ihrer Grosszügigkeit die Worte raubt und mit ihren Rätseln den Verstand. 🙂 Danke, danke, danke!
Doch zurück zu unseren Erinnerungen aus der Zeitspanne, die wir als Prä-Quinta Ära bezeichnen könnten, an den Punkt, wo wir mit unserer Erzählung schon beinahe am Wendepunkt der Zeitrechnung angekommen sind. Es war März und langsam aber sicher offenbarten sich Anzeichen eines nahenden, heissen Sommers, obschon die Nächte, noch unter der Herrschaft der winterlichen Kühle, nach wie vor nach warmer Kleidung und geheizten Räumen verlangten – beides Mangelware bei Vince in Alpedrinha, wo wir uns aufhielten. Nur an Herzlichkeit fehlte es uns zu keiner Zeit!
Wir machten uns auf ins Nachbardorf Vale de Prazeres, um auf eigene Faust nach einem Stück Land zu suchen, das im Internet ausgeschrieben war und für das wir an einem späteren Tag auch einen offiziellen Besichtigungstermin vereinbart hatten. Diese Schnitzeljagd war eine willkommene Beschäftigung und die Sucherei war unterhaltsam und am Ende auch erfolgreich. So betraten wir an jenem sonnigen Tag zum ersten Mal die Quinta das Figueiras. Ein wunderbares Stück Erde, dessen Ausstrahlung uns sofort in seinen Bann zog. Wir lernten einen Nachbarn kennen, der uns freundlich unsere vielen Fragen beantwortete und für’s erste wurden die ärgsten Befürchtungen, die uns noch aus vergangenen Enttäuschungen anhafteten, beigelegt.
Noch liessen wir aber die starken Gefühle, die uns an diesen Ort hingezogen hatten, nicht wirklich zu. Schliesslich standen noch weitere Termine auf dem Programm, darunter eine alte Mühle, von der wir uns ein Highlight versprochen hatten. Wir fuhren von Alpedrinha nach Tomar, wo wir endlich mal wieder an der Wärme duschen und schlafen konnten und die Reise an sich, wie auch der Spaziergang in der mittelalterlichen Stadt wurden von unvergesslich schönen Erlebnissen begleitet. Nur leider der Grund unseres Kommens erwies sich als Reinfall: das Gebäude war zerfallen und auch das Grundstück entsprach nicht im Entferntesten dem, was das Inserat versprochen hatte. Etwas verärgert kehrten wir nach Vale de Prazeres zurück, wo wir nun offiziell die Quinta das Figueras mit dem Makler Adam besichtigen würden.
Adam war so gut vorbereitet und so direkt und ehrlich wie keiner seiner Berufskollegen, die wir bis dato kennengelernt hatten. Nur unser gut eingeübtes, vorsätzliches Misstrauen hinderte uns wohl daran, uns auf der Stelle für diesen traumhaften Flecken Erde zu entscheiden. Doch Adam selbst bestärkte uns in dem Vorhaben, zuerst noch die weiteren geplanten Besichtigungen wahrzunehmen und später nochmals für ein Picknick auf die Quinta das Figueiras zurück zu kehren, damit wir die Gedanken und Gefühle besser einzuordnen und einzuschätzen wüssten. Erst im Rückblick ist klar, dass wir beim Weggehen bereits ein Stück unserer Herzen an diesen zauberhaften Ort verloren hatten.
Wer mit offenen Sinnen durchs Leben geht, erkennt die Zeichen. So auch wir, als alles mögliche mit den folgenden Terminen schief ging und es uns nach einem Abstecher nach Castelo de Vide, Nisa und Portalegre richtiggehend wieder gen Norden, in „unsere“ Gegend, die Beira Baixa hinzog. Nicht, dass uns der nördliche Alentejo nicht gefallen hätte, ganz im Gegenteil, doch wir waren da bloss Touristen und spürten die Umgebung nicht als mögliches Zuhause. Umso heftiger überfiel uns ein bestimmtes Gefühl, als wir, Adams Ratschlag folgend, erneut alleine in die Zufahrt zur Quinta das Figueiras zurückkehrten: Wir kehrten heim!
Seit wir an diesem Abend im Licht der untergehenden Sonne bei einem Glas Wein, die Aussicht geniessend, die Entscheidung getroffen haben, die unser Leben für immer verändern sollte, bestätigte jeder neue Tag deren Richtigkeit. Mit der uns Schweizern anerzogenen Akribie prüften wir die Verträge und fanden keinen Makel. Alles Bürokratische verlief ohne nennenswerte Hindernisse. Und am 20. April 2012 war alles unter Dach und Fach. Das Abenteuer „Quinta das Figueiras“ konnte beginnen!
Der erste Akte unseres Theaters der Träume „die Suche“ lag also hinter uns, und der Vorhang öffnete sich für den zweiten Akt: „Die Vorbereitung“. Diesem Teil des Schauspiels haben viele von euch schon beigewohnt, es ging darum um unsere zwei Reisen zum Renovieren und Bäumepflanzen und auch um unsere Herausforderungen mit dem Secondhand-Shop und dem Crowdfunding auf 100-days.net – wir hoffen, euch bis anhin gut unterhalten zu haben. Bald geht es in den dritten Akt „das Leben“. Den Weg dahin haben wir auf einem kleinen Video zusammengeschnitten. Wir möchten diese Bilder und die Gefühle, die sie in uns auslösen gerne mit euch teilen. Die Musik dazu hat uns der St. Galler Liedermacher Manuel Stahlberger freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Leaving Eggersriet – nur für euch, geniesst es: