Der Glutofen Zentralportugals hat über Nacht ein wenig abgekühlt, was es uns ermöglicht, das Gehirn einigermassen auf Betriebstemperatur zu halten – wenigstens so lange um diese euch längst geschuldeten Zeilen zu schreiben. Ja, die Hitze hat uns in den letzten Tagen schwer zu schaffen gemacht – aber dazu ein andermal. Nun wollen wir euch berichten, wie es uns in den vergangenen eineinhalb Monaten der Funkstille ergangen ist.
Das letzte Lebenszeichen habt ihr von uns erhalten, als wir noch in den Vorbereitungen für den Umzug und die Wohnungsabgabe in Eggersriet steckten – und liessen euch alleine mit der Andeutung, dass wir nicht alleine mit unserem weissen Lieferwagen nach Portugal fahren werden. Was hatte es damit auf sich? Nun, mit fortschreitender Räumung unseres kleinen Häuschens stellten wir fest, dass dieses doch noch über einige verborgene Winkel verfügt, wo sich Sachen von uns befanden. Je mehr Zeug zum Vorschein kam, desto klarer wurde, dass nicht alles in unserem treuen Bus Platz finden würde. In unserer Not offenbarten sich Philippe und Corina als wahre Freunde, denn sie entschlossen sich spontan, uns mit ihrem eigenen Bus auf der Umzugsfahrt zu begleiten. Welch glückliche Fügung des Schicksals, dass die beiden einerseits die Möglichkeit und andererseits auch den Willen zu dieser kurzfristigen und fast tollkühnen Entscheidung hatten!
Beflügelt durch unsere Errettung in letzter Sekunde schafften wir es mit Hilfe von Manuel’s Eltern Fredi und Cristina, das Mietshaus pünktlich und zur Zufriedenheit der Vermieter abzugeben. Die letzte Nacht in der alten Heimat verbrachten wir zusammen mit unseren fünf etwas verstörten Katzen im Keller, da ja sonst alles sauber zu bleiben hatte. Früh am Morgen des 31. Mai verfrachteten wir die Vierbeiner in unseren kleinen PW – der weisse Bus sollte einen Tag später von Fredi und Cristina von Arbon her in Richtung Vale de Prazeres aufbrechen – und dann liessen wir Eggersriet für immer zurück… Für immer? Nein, eine halbe Stunde später passierten wir bereits erneut den Ortseingang von St. Gallen her und steuerten in wilder Hektik zu Pädi und Felicitas, die glücklicherweise berufsbedingte Frühaufsteher sind. Was war geschehen? Die lieben Kätzchen bevorzugten es, vorne bei uns mitzufahren und somit hatten sie innert Kürze das „Sicherheits“-Netz durchbrochen und legten sich auf und unter Andrea’s Fahrersitz! Müssig zu erklären, dass unter diesen Umständen eine Fahrt unmöglich ist. Pädi half uns dann mit verschlafenen Augen, das Netz provisorisch zu fixieren, so dass wir etwas später als gedacht den Weg in unsere Zukunft unter die Räder nehmen konnten – doch was ist schon eine kleine chaotische Stunde im Vergleich zu der Zeit, die uns jetzt, da wir wohlbehalten im portugiesischen Sommer schmachten, zur Verfügung steht?
Nachdem wir unserem Dorf nochmals Lebewohl sagen konnten, verabredeten wir mit Philippe und Corina den Treffpunkt bei der Raststätte Pratteln, kurz vor Basel. Kater Denoy nahm zwischenzeitlich nochmals auf dem Beifahrersitz Platz doch mit Hilfe von Corina konnte das Katzennetz auf der Raststätte nochmals verbessert montiert werden. Die folgenden Ausbruchsversuche blieben erfolglos und so ergaben sich die wilden Samtpfoten endlich ihrem Schicksal und beruhigten sich. Die abenteuerlichste Fahrt unseres Lebens konnte fortgesetzt werden! Im Konvoi und stets in Verbindung mittels Walkie-Talkies rollten wir über die Grenze bei Basel, durchs Elsass und quer in südwestlicher Richtung durch ganz Frankreich, soweit uns unsere acht Räder zu tragen vermochten… Ohne grössere Zwischenfälle gelangten wir und die fünf Katzen zusammen mit Philippe und Corina bis nach Bordeaux, was wir angesichts der stressigen und zeitraubenden Vorfälle kaum mehr zu hoffen gewagt hätten. Erschöpft sanken wir in die bequemen Hotelmatratzen und blickten durchs Fenster direkt in den Kofferraum unseres Wagens, so dass wir Schnuppi, Bibi, Mausi, Denoy und Wauwau noch eine gute Nachtruhe wünschen konnten. Ein tiefer Schlaf lud unserer Batterien wieder auf und stärkte uns für die unangenehme Überraschung am nächsten Morgen…
Wie es uns vier Zweibeinern und fünf Vierbeinern weiter ergangen ist und über das Wiedersehen mit Fredi und Cristina, davon berichten wir nicht mehr heute, denn die Temperaturen steigen bereits wieder an und hängen sich wie schwere Gewichte an die mühsam ratternden Gedanken. Até amanhã! – Bis morgen! sagen die Portugiesen und meinen damit nicht unbedingt den folgenden Tag… 😉 Und wir hoffen, ihr erwartet geduldig und gespannt die Fortsetzung von unserem Bericht.