Wohl selten zuvor fand in den Medien eine Kopfbedeckung in dem Ausmass Erwähnung, wie es jüngst der sogenannte Aluhut tut, welcher notabene in der Öffentlichkeit in schwindend geringer Häufigkeit auf den Häuptern anzutreffen ist. Auch der Autor dieser Schrift hat noch nie einen solchen getragen, und er weiss eigentlich auch gar nicht genau, was der Nutzen davon sein soll. Doch der Aluhut hat in den deutschen Sprachgebrauch Einzug gehalten – als abwertendes Symbol für Vertreter von angeblichen Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Coronakrise.
Dieser Artikel erschien am 25.08.2020 in „Die Ostschweiz“.
Sehr schnell werden Spekulationen und Kritik an der herrschenden Meinung einfach „unter den Aluhut gekehrt“; also ins Reich des Nicht-Ernst-Zunehmenden verbannt. Dabei ragt die metallische Spitze dieser Kopfbedeckung weit über der Oberfläche eines nebulösen Meeres aus schwer belegbaren Theorien und Mythen. Sie reflektiert das helle Licht der Sonne und wirkt dadurch wie ein Leuchtturm, der verzweifelt nach Aufmerksamkeit hascht. Diese Warnsignale sind keine Spekulationen, keine Theorien – sondern nur Fakten, die bei jenen Fragen aufwerfen müssten, die sie genau betrachten. Auf allein diese soll in dem vorliegenden Text eingegangen werden. Der Autor beschränkt sich sogar darauf, die seiner Meinung nach greifbarsten Beispiele zu verwenden, da alles andere den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde.
Kommunikation und Interpretation der Zahlen
Täglich werden wir freiwillig und unfreiwillig mit nackten Zahlen konfrontiert, die uns über den Verlauf der Pandemie auf dem neusten Stand halten sollen. Stets an vorderster Front: Die Zahl der täglichen „Neuinfektionen“. Selten genug wird dieser die Zahl der durchgeführten Tests gegenübergestellt. Dabei wäre die daraus resultierende Positivrate der einzige Wert, der ansatzweise eine Auskunft über das „Infektionsgeschehen“ geben könnte. Warum findet man diese Zahl also, wenn überhaupt, nur sehr schwer in den täglichen Meldungen der Ämter und der Presse? Da sich diese auch nicht so rasch verändert, würde es wahrscheinlich sogar genügen, einmal in der Woche über deren Entwicklung zu informieren. Und auch dies dürfte nicht erfolgen ohne begleitende Erklärungen mitzuliefern, die darüber Aufschluss geben, was für Leute wann, wo und wieso getestet worden sind.
Wenn die gleichen absoluten Zahlen wie Neu- oder Gesamtinfektionen, Anzahl Todesfälle etc. dann noch zur Bewertung der Krise in anderen Ländern herbeigezogen werden, ohne diese aber in Relation zur Bevölkerungszahl zu setzen, ist das schlichtweg eine Verzerrung der Fakten. Ein Beispiel ist die alarmistische Berichterstattung über das Coronageschehen in Indien, wo Stand heute (25. August 2020) lediglich 2294 Fälle resp. 42 Todesfälle pro Million Einwohner zu verzeichnen sind (Schweiz: 4647 Fälle/Mio., 231 Todesfälle/Mio. Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/).
Positiv ist nicht gleich krank
In den Medien und sogar von Behörden wird oft die Formulierung „…sind xx Menschen an Corona erkrankt…“ verwendet. Oder es wird pauschal von „Infizierten“ gesprochen. Auch dies verzerrt das Bild der Wahrheit, denn ein positiver Test sagt nichts über den Gesundheitszustand der Person aus. Infiziert oder gar krank ist man erst mit Eintreten der Symptome. Dass dies nicht nur eine harmlose Nachlässigkeit ist wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass weltweit von allen positiv getesteten Personen satte 99,07% keine oder nur leichte Symptome aufweisen (Quelle: https://covid19.crossroads.pt/estatisticas/).
Was sagt der Test überhaupt aus
Als Laie stösst man sehr schnell an seine Grenzen, wenn es darum geht, sich ein objektives Bild über die Testverfahren zu machen. Studien zu Fehlerquoten, Spezifität etc. sind kaum überschaubar ohne entsprechende Fachkenntnisse. Die traditionellen Medien, die wissenschaftliche Informationen zielgruppengerecht aufbereiten können sollten, sind diesbezüglich in ihrer Berichterstattung sehr zurückhaltend. Liest man dann in einem offiziellen Dokument der Swissmedic zu den verwendeten PCR-Tests, diese gäben „…jedoch keinen Rückschluss auf das Vorhandensein eines infektiösen Erregers“, löst das zumindest Fragen aus, die man eigentlich von Seiten der Presse an die Entscheidungsträger erwarten dürfte. (Quelle: Merkblatt zur aktuellen COVID-19 Testung in der Schweiz https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/news/coronavirus-covid-19/mb_covid-19_testung.html)
Kranke machen noch keine Pandemie
Es bleibt letztendlich nur der Blick auf die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle, die uns als Vergegenwärtigung der noch immer proklamierten Pandemie dienen könnten. Und immerhin hier werden wir von den Medien stetig mit neuen, tragischen Fällen konfrontiert. Auch die Statistik zeigt: Noch immer kommen Menschen ins Spital, noch immer gibt es welche, die leider sterben. Und doch misslingt es offenbar, auch diese Zahlen und Schicksale in eine vernünftige Relation zu stellen. Das brachte jüngst der portugiesische Anästhesist Pedro Girão auf den Punkt, als er auf seinem Facebookprofil schrieb: „Für mich ist Covid zu einem Nicht-Thema geworden, (…) Ich kann mich nicht auf weniger als 5 Todesfälle pro Tag konzentrieren, in einem Land, in dem im Tagesdurchschnitt 10 Menschen an Diabetes-Komplikationen sterben, 12 an akutem und schnell tödlichem Herzinfarkt, 15 an nicht-covidaler Lungenentzündung, 20 an anderen nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen, 20 an ischämischer Herzkrankheit, 30 an anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, plus weitere 30 nur an Schlaganfällen und 80 an Krebs (Quelle: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10224614825937074&set=a.3119140256439&type=3&theater).
Ist es zu weit aus dem Fenster gelehnt, wenn man annimmt, dass die Verhältnisse in der Schweiz oder in Deutschland sich nicht im Wesentlichen von dieser Schilderung unterscheiden? Es würde zumindest nicht schaden, danach zu fragen. Auch im Winter, wenn Atemwegserkrankungen wieder zunehmen werden, soll zumindest nach dem statistischen Beweis gefragt werden dürfen, inwiefern sich die Gesamtzahl und die Zahl schwerer bis tödlicher Verläufe von anderen Jahren unterscheidet.
Die Basis des Aluhuts
Der Autor dieser Schrift will damit nicht behaupten, dass es keine Pandemie oder wenigstens eine ernstzunehmende Situation geben würde. Aber es gibt die beschriebenen Ungereimtheiten und die daraus resultierenden Fragen. Und die Antworten sucht man in der etablierten Presse und in der Politik vergebens. Abhilfe schaffen tatsächlich seriös investigierende und berichtende alternative Medien. Diesen pauschal die Kompetenz abzusprechen, bloss weil sie in der Gestaltung der Beiträge oder der Aufwändigkeit der Recherche den bekannten Formaten hinterherhinken, ist kurzsichtig. Mit meist minimalen finanziellen Mitteln schaffen es diese Kanäle immerhin, dort die richtigen Fragen zu stellen, wo die Mainstreamformate ein Informationsvakuum zurückgelassen haben.
Aus Mangel an Information klammert sich der Wissensdurstige also entweder an die Fata Morgana des beschützenden Staats oder er begibt sich unweigerlich auf den steinigen Weg durch die Wüste der Spekulation. Hier beginnt erst die weitläufige Basis des Aluhuts, die das gesamte Spektrum von absolut diskussionsberechtigen und durchaus denkbaren Theorien bis hin zu nicht mehr nachvollziehbaren Gedankengängen einiger sehr fantasievoller Individuen umfasst. Es ist der grosse Hohlraum des Warum? – doch darin können wir erst dann einigermassen sicher navigieren, wenn dringliche Fragen, wie jene im vorliegendem Text, geklärt werden.
Dies ist somit ein Appell an Journalisten und Parlamentarier gleichermassen, die gegebene Beweislast bei den Entscheidungsträgern einzufordern. Sie geniessen schliesslich das Privileg, an Pressekonferenzen und Ratssitzungen teilnehmen zu können. Damit einher geht auch die Pflicht, dieses sinnvoll zu nutzen – und zwar im Sinne Ihrer Leser- respektive Wählerschaft, welcher Sie letztendlich Rechenschaft für das Ihnen entgegengebrachte Vertrauen schuldig sind!
Manuel Kuster
Vale de Prazeres, 25.08.2020