Liebe Menschen, liebe lesebegeisterte Vierbeiner und liebe andere Geschöpfe, die ihr des Umgangs mit Buchstaben und Worten mächtig seid – ich möchte mich euch heute endlich mit meinem eigenen Namen vorstellen: Ich bin Mausa. Ihr kennt mich ja bereits aus dem ersten Teil meiner Autobiografie, in welchem ich von meinen drei Geburten berichtet hatte. Zwischenzeitlich sind die Wochen und Monate über das Land gezogen und mit ihnen ist auch nebst meiner Namensgebung eine Fülle von Ereignissen einher gegangen, von denen ich an dieser Stelle nur einige zu erzählen vermag. Doch eine Bemerkung vorweg sei mir erlaubt: Der zweite Teil meiner Geschichte ist zur Gänze frei von den düsteren Wolken meiner frühesten Vergangenheit.

dsc_0076Mausa – der Name gefällt mir gut. Ich sehe in das freche Gesicht und die wachen Augen in meinem Spiegelbild und verspüre die Lust zum Spiel durch den herausfordernden Blick den ich mir selbst zuwerfe und finde diese Wortkreation sehr passend für dieses – mein – Wesen, das ich betrachte. Wenn Manuel oder Andrea diesen Namen nennen, klingt er selbst im Tadel sehr liebevoll und aufheiternd. Manchmal werde ich auch „Bulldöggli“ genannt, was auf meine grossen Ohren und die auffällige Zeichnung zurück zu führen sein muss. Ich finde das lustig, doch ein Hund möchte ich eigentlich nicht sein, sonst kommt am Ende noch jemand auf die Idee, mich erziehen zu wollen! Mein Wille hingegen ist frei und unbändig wie die Seelen grosser Persönlichkeiten eben so sind; mal bin ich „Mausa, die Entdeckerin“ oder „Mausa, die Jägerin“ – immer jedoch sehe ich mich als „Mausa, die famose Unterhalterin“.

dsc_0148Mit meinen neuen Geschwistern verstehe ich mich schon sehr gut, auch wenn es zu Beginn einige Verwirrungen aufzulösen gab. Die anderen Katzen genossen ja eine rein kätzische Erziehung durch ihre Mütter Esti oder Pumba – meine Eltern hingegen sind nun mal zwei Menschen, die mir zwar vieles, nicht aber alles beibringen konnten, was für das Zusammenleben mit Artgenossen wichtig ist. So zum Beispiel sorgte ich immer wieder für gerümpfte Nasen, weil ich mich nicht wie eine richtige Katze putzen konnte. Durch eisernen Willen und eine gute Beobachtungsgabe habe ich mir aber auch diese Fähigkeit antrainiert und somit bin ich mittlerweile ein gern gesehener Gast im riesigen Katzenhaufen, den ich zusammen mit meinen Geschwistern zum Zwecke der gegenseitigen Liebkosung und Wärmespendung in dieser kühleren Jahreszeit öfters bilde. Lieber bin ich aber mit meinen Eltern im geheizten Zimmer oder im kuschelig warmen Bett. Ich geniesse dieses Privileg zusammen mit meinem ältesten Bruder Wauwau, da wir gelernt haben, uns den Menschen gegenüber bemerkbar zu machen, wenn sich unsere natürlichen Bedürfnisse melden.

dsc_0140In meiner frühen Zeit hatte ich noch des Öfteren das Gefühl, nirgendwo so richtig hinzupassen. Wie bereits beschrieben, bin ich zwar äusserlich eine Katze, doch vieles in meinem Wesen ist sehr menschlich geprägt. Ich zweifelte an meiner Identität, als es mir nicht möglich war, wie Andrea und Manuel mit Messer und Gabel zu essen, so sehr ich es auch versucht habe. Und ich fühlte mich einsam, wenn meine Geschwister meine Körpersprache nicht verstanden. Doch der Besuch von meinen Grosseltern Fredi und Cristina öffnete mir die Augen: Ich verstand, dass Manuel und Andrea auch in ihren Herzen zu Hause sind, wenngleich ihre neue Heimat unvorstellbar weit von jener der Eltern entfernt ist. Ich begriff, dass auch ich in zwei Welten daheim sein darf und ich bin dankbar dafür, denn diese Laune des Schicksals ist es, die mich ein solch vielseitiges und einzigartiges Leben geniessen lässt.

dsc_0114In diesem Bewusstsein friste ich meine Tage freudvoller als jemals zuvor: Des Morgens stimme ich inbrünstig mit ein in den Katzenchor, der die Fütterungszeremonie begleitet und ich quetsche meine Fellnase zwischen die meiner Geschwister beim gemeinsamen Frühstück. Danach erfülle ich meine Pflicht, in dem ich meinen Eltern beim Unkraut jäten tatkräftig zur Hand gehe. Erholung von der harten Arbeit finde beim Gruppenkuscheln mit Mimi, Blaufuss, Tirion, Purzel oder wer von den andern Katzen auch immer gerade Musse dazu findet. Auch Raufen und Herumtollen lässt es sich am besten mit meinen Artgenossen. Des Abends geniesse ich es dagegen wieder, mit meinen Eltern am Tisch zu sitzen und den leckeren Tee aus ihrem Glas oder direkt aus dem Krug zu trinken. Das behagt mir sehr viel besser als das kalte Wasser aus den Katzenschalen. Und ich liebe es, Wauwau beim Schlafen im Elternbett zu beobachten, mich bei der geringsten Bewegung seinerseits auf ihn zu stürzen und den gutmütigen Kerl so lange zu foppen, bis er mich genervt anknurrt. Dann lege ich mich wieder hin, nur um das Spiel einige Minuten später erneut zu beginnen.

dsc_0059Jung und rein ist der Morgen meines Lebens; noch so frisch wie der Tau auf der Wiese. Dennoch durfte ich schon so viel lernen: Eine Heuschrecke zu fangen und zu verspeisen. Einen Baum zu erklimmen und auch wieder zurück auf den Boden zu finden. Schwimmen im Wassertank. Oder nicht zuletzt wie ich mich unbemerkt in den Vorratsraum schleichen kann um mich dort im Futtersack zu verkriechen und mir den Bauch vollzuschlagen und auch, wie ich meine Stimme so einsetzen kann, damit man mich nach Beendigung des verbotenen Fressgelages wieder befreit. Momentan erweitere ich meinen Horizont, in dem ich Manuel und Andrea auf ihren Spaziergängen in der näheren Umgebung begleite und mich darüber wundere, was sie denn an diesen so genannten „Pilzen“ so lecker finden. Bald wird es Winter und die älteren Geschwister freuen sich nicht gerade auf diese Zeit, die ich selbst noch nicht kennengelernt habe. Aber ich bin sicher, auch diese Erfahrung wird äusserst interessant werden. Und wenn dann der Sommer wieder kommt, bringt er leckere Wassermelonen mit sich – mein Leibgericht!

dsc_0095Wenn des Abends die letzten Lichter ausgegangen sind, mein Geist jedoch keine Ruhe findet, dann schlüpfe ich zu Manuel und Andrea ins Bett und schmiege mich auf das Schaffell, welches meinen Menscheneltern als Kopfunterlage dient. Ein tiefer Instinkt bemächtigt sich meiner Pfoten, die hypnotisch zu treten beginnen und ich vergrabe mein Gesicht tief in das Fell – so beschwöre ich wie einen wohlgehüteten Schatz die frühesten Erinnerungen meiner Kindheit herbei und mit dem nebelhaften Bild meiner leiblichen Mutter ziehen mich die sanften Träume vertrauensvoll und rasch in einen warmen, tiefen Schlaf. Wie eine wunderbare Pflanze ziehe auch ich die Kraft aus meinen Wurzeln, die bis tief in die dunklen Erdreiche einer früheren Zeit vordringen müssen um dieses einzigartige und vielfältige Leben von „Mausa, die in zwei Welten lebt“ jeden Tag aufs Neue mit Magie zu erfüllen.

 

Meine neuesten Schnappschüsse:

 

hier geht’s zu Teil 1: Über meine drei Geburten (mit vielen Bildern aus meinen jungen Jahren)

 

3 Kommentare

  1. Mämeler meint: 15. Dezember 2016

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